Senftenberg, 01. Oktober 2024 (tpr) – Brandenburg und die Industrie: Das ist eine lange und spannende Geschichte! Braunkohle, Kalkstein, Zement, Ziegel, Eisen, Glas und Keramik haben die Biografien der Bewohner, das architektonische Erbe, ja selbst die Landschaft geprägt. Die Museen und Erlebnisorte der Industriekultur in Brandenburg erzählen aus einer Ära, die für junge Menschen heute meist nur noch exotische Vergangenheit ist. Führungen und Audioguides holen die Geschichte als Erlebnis in die Gegenwart. Das Touristische Netzwerk Industriekultur Brandenburg stellt sechs besondere Orte mit geführten Touren für Familien vor.
Museumspark Rüdersdorf: Mit Geländewagen durch den Tagebau
Es ist der größte und älteste noch aktive Kalksteinbruch in Deutschland: Der Kalksteintagebau in Rüdersdorf, etwa 20 Kilometer östlich von Berlin. In der Architekturgeschichte der Hauptstadt spielt der hier produzierte Kalkstein eine tragende Rolle: Brandenburger Tor, Olympiastadion, Berliner Dom und weitere berühmte Bauwerke wurden aus dem robusten, meist gelblichgrauen Material errichtet. Heute erzählt hier ein riesiger Museumspark die Geschichte der Kalksteinherstellung.
Beeindruckendste Sehenswürdigkeit und eine beliebte Filmkulisse auf dem 17 Hektar großen Areal ist die monumentale Schachtofenbatterie. Die „Historische Führung“ durch die „Kathedrale des Kalks“ und zu weiteren historischen Produktionsstätten bietet spannende Einblicke in den aufwendigen Herstellungsprozess des Kalksteins und die Arbeitsbedingungen der Menschen hier. Die „Geo Tour“ versetzt Besucher 250 Millionen Jahre zurück, in eine Zeit, als das heutige Gebiet des Steinbruchs noch von einem Meer bedeckt war. Dabei dürfen die Teilnehmer selbst nach Fossilien suchen. Die „Steinbruch Tour“ verspricht Action und Abenteuer: Mit dem Geländewagen geht es tief in den aktiven Kalksteintagebau.
Der Museumspark Rüdersdorf bietet eine Vielzahl weiterer thematischer Führungen an, darunter Kräuter- und Fackelwanderungen, Kajaktouren (von Mai bis September) und Exkursionen für Schulklassen. Eine Anmeldung ist erforderlich: kasse(at)museumspark.de | www.museumspark.de/
Barnim Panorama: Vom Pflügen, Ackern und Dreschen
In Barnim, etwa 30 Kilometer nördlich von Berlin, steht ein Heimatmuseum der Superlative! Das Barnim Panorama in Wandlitz vereint Naturparkzentrum und Agrarmuseum in modernster Architektur. Die familienfreundliche Dauerausstellung zeigt die Etappen der Industrialisierung der Landwirtschaft und erklärt deren Auswirkung auf Mensch und Umwelt.
Die geführte Tour „Vom Pflügen, Ackern und Dreschen“ gewährt Besuchern faszinierende Einblicke in die Entwicklung landwirtschaftlicher Produktionsmethoden. Ein besonderes Highlight dabei: Ein historischer Traktor wird von einem erfahrenen Experten gestartet. Die Tour wird von echten Kennern historischer Agrartechnik geleitet, die viele Details und spannende Fakten aus dem Leben der alten Maschinen preisgeben. Am 13. Oktober um 14 Uhr findet eine 1,5-stündige Kinderführung statt, am 10. November folgt die zweistündige Führung für Erwachsene. Beide Führungen sind kostenfrei, um Anmeldung wird gebeten: info-barnim-panorama@wandlitz.de |
www.barnim-panorama.de/
Ofen- und Keramikmuseum Velten: die Kunst der Wärme
Das Ofen- und Keramikmuseum in Velten illustriert eine Geschichte, die nicht oft erzählt wird: die Kunst- und Kulturgeschichte des Heizens. Das Museum zeigt mit wunderschönen, historischen Objekten aus 300 Jahren, dass Öfen – trotz ihrer schlichten Notwendigkeit – meist auch Kunstwerke und Statussymbole waren.
In den Räumen der historischen Ofenfabrik A. Schmidt Lehmann, einst Deutschlands führender Produktionsort für Kachelöfen, können Besucher das reiche keramische Erbe der Region erkunden. Ebenfalls hier beheimatet ist das Hedwig Bollhagen Museum, das seit 2015 in der ehemaligen Remise der Fabrik ausgewählte Werke der renommierten Keramikerin zeigt. Hedwig Bollhagen (1907-2001) erlangte internationale Anerkennung für ihre funktionalen und ästhetisch anspruchsvollen Keramiken, die sie bereits früh in Serienproduktion fertigen ließ. Im Jahr 1997 wurde sie vom Goethe-Institut als eine der zehn bedeutendsten deutschen Designerinnen ausgezeichnet.
Ergänzend zur Dauerausstellung werden im Herbst und Winter verschiedene Themenführungen angeboten: Am 26. Oktober lädt der Aktionstag „Feuer und Flamme“ Besucher dazu ein, tief in die bewegte Geschichte der Ofenfabrik einzutauchen, die bis 2016 in Betrieb war.
Die Familienführung beginnt um 14 Uhr und wird durch eine Ton-Entdecker-Werkstatt, Handwerksvorführungen sowie ein gemütliches Café ergänzt.
Am 14. und 15. Dezember, jeweils um 14 Uhr, lädt das Museum zu stimmungsvollen Adventssonderführungen ein. Um Anmeldung wird gebeten: info@okmhb.de |
www.okmhb.de/
ZCOM: wie Computer rechnen lernten
Zeitreise zum Beginn des Digitalzeitalters: Im ZCOM – Zuse-Computer-Museum in Hoyerswerda begegnen Familien dem wichtigsten Pionier der modernen Rechentechnik: Konrad Zuse. Der Erfinder des weltweit ersten funktionsfähigen Computers, des Z3, wirkte über Jahre in Hoyerswerda. Sein später gegründetes Unternehmen Zuse KG leistete Pionierarbeit auf dem Weg in die moderne Computerindustrie und war Vorreiter bei der Entstehung der digitalen Welt, die heute unseren Alltag prägt. Eine Reise durch das ZCOM entführt die Besucher auf die Spuren Zuses und zeigt, wie seine revolutionären Erfindungen die Welt für immer verändert haben.
Interessierte können aus verschiedenen Führungen wählen, darunter „Die denkende Maschine – eine Zeitreise“ oder „Frau und Computer!?“. Alternativ steht der kostenfreie Audioguide „HÖR ZUse!“ via App zur Verfügung, um auf den Spuren des Computerpioniers zu wandeln und spannende Details aus seinem Leben zu erfahren: www.zuse-computer-museum.com/spiel/ | www.zuse-computer-museum.com
Gartenstadt Marga: die Kleinstadt vom Reissbrett
Die Gartenstadt Marga in Senftenberg ist ein faszinierender Ort! Was aussieht wie eine normale Kleinstadt mit Markt, Kirche, Kaufhaus, Wohnhäusern und Gärten ist komplett auf dem Reissbrett entstanden! Deutschlands erste vollständig realisierte Gartenstadt ist ein herausragendes Beispiel für den frühen sozialen Wohnungsbau.
Anfang des 20. Jahrhunderts, mit dem Aufschluss der Grube für den Braunkohleabbau, entstand dringender Wohnraumbedarf für die Arbeiter der örtlichen Brikettfabrik. Insgesamt wurden 78 Häuser errichtet, die von der Dresdner Reformarchitektur und dem Jugendstil geprägt sind. Die Gartenstadt Marga verkörpert die sozialen und städtebaulichen Ideale des frühen 20. Jahrhunderts und vereint großzügige Grünflächen, Gärten und parkähnliche Anlagen zu einer perfekten Symbiose aus städtischem Leben und Natur.
Ein modernes selbsterklärendes Erlebnis- und Wegeleitsystem ermöglicht es den Besuchern, die Siedlung eigenständig zu erkunden. Der Rundgang führt zu insgesamt 11 bedeutenden Stationen mit informativen Objekttafeln. Thematische Kurzfilme, die per QR-Code aufgerufen werden können, vermitteln interessantes Hintergrundwissen. Zusätzliche Fahrradabstellmöglichkeiten mit E-Ladestationen, Gepäckboxen sowie Sitzgelegenheiten runden einen gelungenen Gartenstadtbesuch ab.
Ebenso steht den Gästen eine kostenfreie Audioguide-App zum Download zur Verfügung: https://direct.hearonymus.com/guide/1300
Alternativ bietet die Tourist Information Senftenberg auch geführte Touren durch die Gartenstadt an: www.senftenberg.regiondo.de/
Tabakmuseum Schwedt: das vergessene Kapitel der Uckermark
Tabak aus der Uckermark? In Schwedt, 100 Kilometer nordöstlich von Berlin, wird ein weitgehend vergessener Teil der Regionalgeschichte aufgeschlagen. Heute ist die Industriestadt Schwedt vor allem für ihre Erdölraffinerie bekannt. Nur noch Wenige wissen, dass es hier einst eine florierende Tabakindustrie gab. In der Erinnerung der Einwohner des heutigen Stadtteils Vierraden und ihrem Brauchtum ist die Vergangenheit jedoch noch lebendig. Der Tabakanbau brachte den hiesigen Bauern über Jahrhundert Wohlstand. Das feiern die Einwohner noch heute mit dem jährlichen Tabakblütenfest.
In Vierraden befindet sich mit 500 Quadratmetern Ausstellungsfläche auch das heutige Tabakmuseum. Zahlreiche historische Maschinen und Geräte illustrieren den arbeitsintensiven Prozess des Anbaus der subtropischen Pflanze und der Tabakverarbeitung in der Region. Im Außengelände können Besucher an Schaubeeten die unterschiedlichen Tabaksorten in verschiedenen Entwicklungsstadien erleben.
Erwachsene tauchen bei geführten Touren tief in die Geschichte der Tabakindustrie in Schwedt und der Uckermark ein. Für Kinder und Jugendliche bietet das Museum eine GPS-Rallye mit iPads an, bei der spielerisch interessante Orte in Vierraden erkundet werden, die eng mit der Geschichte des Tabaks verbunden sind.
Führungen werden von Mai bis September während der Öffnungszeiten des Tabakmuseums angeboten. Eine Voranmeldung wird empfohlen.
Am 29. September geht das Tabakmuseum in die Winterpause. Die neue Saison startet am 2. Mai 2025.
www.schwedt.eu/tabakmuseum ■
Pressebilder zur Meldung:
https://www.press-area.com/tnib/gefuehrte-touren-industriekultur-brandenburg/
Herausgeber:
Tourismusverband Lausitzer Seenland e. V.
Touristisches Netzwerk Industriekultur in Brandenburg
Am Stadthafen 2
01968 Senftenberg
www.industriekultur-brandenburg.de
Pressekontakt:
Sindy Brandt
Projektkoordinatorin
Touristisches Netzwerk Industriekultur in Brandenburg
Mobil: 01520 620 76 14
info(at)industriekultur-brandenburg.de
Über Touristisches Netzwerk Industriekultur in Brandenburg:
Das Touristische Netzwerk Industriekultur in Brandenburg (www.industriekultur-brandenburg.de) setzt sich für den tourismusfachlichen Austausch der bedeutendsten Industriekulturorte im Bundesland ein, organisiert gemeinsame Marketingmaßnahmen und knüpft Kooperationen mit touristischen Partnern, um die Industriegeschichte als Thema und Ausflugsziel bekannter zu machen. Im Netzwerk eingebunden ist die ENERGIE-Route der Lausitzer Industriekultur, deren Standorte die Entwicklung des Lausitzer Bergbaus und der Energiegewinnung thematisch zusammenfassen und erlebbar machen.
Das Netzwerk wurde im Juli 2017 als Interessengemeinschaft in Potsdam gegründet. Es arbeitet mit dem bzi - Berliner Zentrum Industriekultur und dem Museumsverband des Landes Brandenburg e.V. zusammen. Gefördert wird die Netzwerkarbeit mit Mitteln des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg.