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Von Lötlampe bis Ringofen: Wie geniale Erfinder in Brandenburg Industriegeschichte schrieben

Die Kunstgussstadt Lauchhammer feiert in diesem Jahr 300 Jahre Industriegeschichte. Auch andernorts wird das facettenreiche industrielle Erbe Brandenburgs lebendig.

Der Hoffmannsche Ringofen revolutionierte im 19. Jahrhundert die Ziegelproduktion. Im Ziegeleipark Mildenberg kann ein original erhaltenes Exemplar besichtigt werden. – Foto: Ziegeleipark Mildenberg

Senftenberg, 9. Mai 2025 (tpr) – Pioniergeist, Weitblick und Mut: Kreative Erfinder und kühne Unternehmerinnen haben in Brandenburg ein faszinierendes industrielles Erbe hinterlassen. Besonders spannend: Eine der frühesten Werksgründungen erfolgte durch eine Frau. Schon vor 300 Jahren legte Freifrau von Löwendal in Lauchhammer den Grundstein für einen der ältesten Metallgussstandorte Deutschlands. Das Jubiläum wird am 24. August mit der Eröffnung einer Sonderausstellung gefeiert. Ein schöner Anlass, an Originalschauplätzen die charismatischen Wegbereiter der Industrialisierung in Brandenburg kennenzulernen.

Freifrau von Löwendal: 300 Jahre Tradition beginnen mit einem Zufallsfund

Eine unternehmerische Entscheidung kann das Schicksal einer ganzen Region bestimmen – über Jahrhunderte. Davon erzählt die Stadt Lauchhammer, im Lausitzer Seenland zwischen Cottbus und Dresden gelegen. Nach dem Zufallsfund von Raseneisenerz auf ihrem Besitz in Mückenberg lässt Benedicta Margaretha Freifrau von Löwendal (1683-1776) im Jahr 1725 in Lauchhammer den ersten Hochofen zu dessen Verhüttung errichten und gründet das Eisenwerk Lauchhammer. Innerhalb kurzer Zeit etabliert sie die Produktion geschmiedeter und gegossener Eisenwaren, wie Öfen, Töpfe und Werkzeuge.

Ein halbes Jahrhundert führt sie das Unternehmen, fördert soziale Strukturen und Bildung. Ihr Patenkind Detlev Carl Graf von Einsiedel (1773–1861) und dessen Sohn Detlev von Einsiedel entwickeln das Werk mit großem Weitblick weiter – und Lauchhammer wird zu einem bedeutenden Zentrum für Kunst- und Bronzeguss, international bekannt für hochwertige Skulpturen, Grabmäler und Medaillen. Erstmals in Deutschland wird hier künstlerischer Eisen- und später Bronzeguss im industriellen Maßstab realisiert. Noch heute stehen Statuen aus Lauchhammer auf der ganzen Welt. Das Kunstgussmuseum Lauchhammer präsentiert dieses stolze Erbe eindrucksvoll mit historischen Objekten, Führungen und kreativen Angeboten.

In diesem Jahr feiert die Kunstgussstadt Lauchhammer 300 Jahre Industriegeschichte. Ein Höhepunkt ist die Eröffnung der neuen Sonderausstellung zu Freifrau von Löwendal am 24. August 2025 – mit Workshops, Musik und Familienprogramm.

www.kunstgussmuseum-lauchhammer.de

Friedrich Hoffmann: Revolution in der Baustoffindustrie

Hätte es den Berliner Bauboom im 19. Jahrhundert auch ohne Friedrich Eduard Hoffmanns (1818-1900) bahnbrechende Erfindung gegeben? Fakt ist: Der Hoffmannsche Ringofen zur Ziegelherstellung war in der modernen Städtebaugeschichte eine Revolution. Herkömmliche Feldbrand-, Kammer- oder Langöfen produzierten chargenweise, was mit hohem Zeit-, Arbeits- und Energieaufwand verbunden war. Der im Jahr 1858 durch Hoffmann patentierte Ringofen arbeitete erstmals kontinuierlich. Das geniale Prinzip der wandernden Brennzone ermöglichte die effiziente Massenproduktion von Ziegeln in gleichbleibender Qualität. Der Weg für die Industrialisierung der Ziegelherstellung war geebnet.

Im Ziegeleipark Mildenberg, nordwestlich von Berlin im Ruppiner Seenland gelegen, wird Hoffmanns Pionierleistung zum Erlebnis. Der Park zeigt die Geschichte der Ziegelherstellung an einem der bedeutendsten Ziegelstandorte Europas. Hier entstanden Milliarden Ziegel für Berlin. In einem original erhaltenen Ringofen sowie in historischen Werkhallen tauchen Besucher in die Arbeitswelt des 19. Jahrhunderts ein. Multimediale Stationen, Familienaktionen und Führungen machen den Wandel vom Handwerk zur Industrie erlebbar. Kinder können bei Rallyes, Ziegelstreichen oder der Ziegeleibahnrundfahrt spielerisch die Welt der Ziegelindustrie entdecken. So verbindet der Ziegeleipark eindrucksvoll Technik, Bildung und Freizeit.

Highlights 2025

  • Bis 2. November: Sonderausstellung „Alles nach Maß – Finowkanal, Maßkahn und Schifferleben“ – Auf dem Weg der Ziegel vom Zehdeniker Revier nach Berlin
  • 29. Mai bis 01. Juni: ANNOTOPIA – größtes Fantasy Festival Deutschlands
  • 9. August 2025: Oldtimer- und Traktorentreffen: Glänzende Oldtimer und kraftvolle Traktoren bieten einen faszinierenden Blick auf vergangene Jahrzehnte.

www.ziegeleipark.de

Tobias Christoph Feilner: Wegbereiter für den Siegeszug des Kachelofens

Über Jahrhunderte war er ein Symbol für Wärme und Wohlstand: der Kachelofen. Erst mit der industriellen Produktion Mitte des 19. Jahrhunderts beginnt sein großflächiger Siegeszug. Ein Wegbereiter der Serienfertigung ist Tobias Christoph Feilner (1773–1839). Gemeinsam mit Architekten wie Karl Friedrich Schinkel entwickelt der Berliner Tonfabrikant das später standardisierte Erfolgsmodell „Berliner Kachelofen“ mit weißer Schmelzglasur. Die reinweiße, glänzende und hitzebeständige Glasur ist eine Innovation.

Der Berliner Kachelofen wird das Vorbild für die Ofenproduktion im großen Stil. Diese startet in Velten, etwa 25 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt, im Jahr 1835. In dem Ort, der nah an natürlichen Tonvorkommen liegt, entstehen knapp 40 Ofenfabriken. Bis zu 100 000 Öfen werden zu Spitzenzeiten hier jährlich hergestellt! Diesen Aufstieg vom Dorf zur Industriestadt verdankt Velten letztlich der Innovation Tobias Christoph Feilners.

Zu den im 19. Jahrhundert in Velten gegründeten Fabriken gehört auch die Kachelofenfabrik A. Schmidt, Lehmann & Co. Heute ist das historische Werk, in dem noch bis 2016 produziert wurde, Industriedenkmal und Museumsstandort. Das Ofen- und Keramikmuseum Velten ist das älteste und bedeutendste Ofenmuseum Deutschlands und zeigt im denkmalgeschützten Fabrikgebäude zahlreiche Originalexponate. Zwischen historischen Brennkammern, Pressen und Gießformen erleben Besucher den Wandel vom Handwerk zur Industrie. Auch Kinder finden hier dank zahlreicher interaktiver Angebote einen Zugang zum Thema Ofenindustrie.

Highlights 2025

  • 18. Mai 2025: Internationaler Museumstag mit TonEntdecker-Werkstatt, Familienführung und Konzert
  • 24. Mai 2025: Tag der Baukultur in Brandenburg mit Baustellenführung und Vortrag
  • 13. Juli 2025: Familienjubiläumsgeburtstagsfest 120 Jahre Ofenmuseum und 10 Jahre HB Museum, Gründungszeremonie Schornsteinfegermuseum, Entdecker-Radtour, Familienführung, Konzert
  • 30. Juli bis 3. September 2025: Tonentdecker-Werkstatt Sommerferien, jeweils mittwochs, 15 Uhr
  • 9. August 20254: Tag der Industriekultur Brandenburg, landesweite Eröffnung in Velten, mit Entdecker-Radtour, Baustellenführung, TonEntdecker-Werkstatt, Konzert und Führung mit Demonstration historischer Maschinen
  • 10. Oktober 2025: Tag des Kachelofens mit Sonderführungen und Ofensetzen live vor Ort

www.okmhb.de

Johann Heinrich August Duncker: Bezahlbare Brillen für Bildungsgerechtigkeit

Die Stadt Rathenow, westlich von Berlin an der Havel gelegen, erzählt von der Demokratisierung eines einstigen Luxusguts: der Brille. Der hier geborene Erfinder Johann Heinrich August Duncker (1767-1843) ermöglicht mit seiner „Vielschleifmaschine“ erstmals die serielle und kostengünstige Produktion optischer Linsen. Damit wird die Brille zum erschwinglichen Massenprodukt. Die Beweggründe des studierten Theologen sind zutiefst sozial. Sein Engagement für die Herstellung von Sehhilfen ist eng mit dem Wunsch verbunden, Bildung und Teilhabe für alle zu ermöglichen.

Die neue Maschine kann erstmals mehrere Brillengläser gleichzeitig und präzise schleifen. 1801 lässt Duncker seine Erfindung patentieren und gründet in Rathenow die „Königlich privilegierte optische Industrie-Anstalt“. Es ist die Geburtsstunde der optischen Industrie in Deutschland. Bis Ende des 19. Jahrhunderts siedeln sich mehr als 160 weitere optische Betriebe in der Stadt an der Havel an. Rathenow wird als „Stadt der Optik“ bekannt.

Das Optik Industrie Museum Rathenow erzählt von dieser faszinierenden Entwicklung: Originalmaschinen, historische Werkstätten und interaktive Stationen entführen durch mehr als 200 Jahre Technik- und Industriegeschichte am Standort. Auch ein Nachbau der Maschine, mit der alles begann, ist im Museum zu sehen.

Highlights 2025

  • 18. Mai 2025: Internationaler Museumstag
  • 9. August 2025: 3. Tag der Industriekultur Brandenburg
  • 25. Oktober 2025: Aktionstag „Feuer und Flamme für unsere Museen“

https://www.oimr.de/
www.kulturzentrum-rathenow.de/events

August von Marquardt: Eine unscheinbare Erfindung revolutioniert das Handwerk.

Auf den ersten Blick wirkt die Erfindung unspektakulär, doch die Entwicklung der Lötlampe war ein Meilenstein der Industriegeschichte. Der preußische Fabrikinspektor August von Marquardt löste mit seinem – je nach Quelle – 1797 oder 1799 in Eberswalde konstruierten Brenner ein zentrales Problem der Glasbläser, Goldschmiede oder Klempner: gezielte, mobile und gleichmäßige Erzeugung hoher Hitze.

Von Marquardts Lötlampe nutzte Ethanol als Brennstoff und kombinierte ihn mit einer Sauerstoffzufuhr durch Blasen mit dem Mund. Dadurch entstand eine starke, fokussierbare Flamme. Erstmals war es möglich, ortsunabhängig und zielgerichtet zu arbeiten. Von den Glashütten Eberswaldes aus verbreitete sich die Innovation über ganz Europa. Sie wurde zum Standardwerkzeug in Werkstätten und Manufakturen – und bereitete den Weg für spätere Technologien wie die Autogen-Schweißtechnik oder das moderne Gasbrennen.

Es ist eine der vielen Erfolgsgeschichten, die im Museum Eberswalde erzählt werden. Das Finowtal mit seinem wichtigsten Standort Eberswalde gilt als Wiege der brandenburgisch-preußischen Industrie. Die Dauerausstellung im Museum zeigt die Entwicklung von der Ansiedlung preußischer Manufakturen im 17. Jahrhundert bis zur Industrieregion. Bei vielfältigen museumspädagogischen Angeboten können Kinder in den Ferien handwerkliche Techniken, wie zum Beispiel das Papierschöpfen erlernen. So wird Industriegeschichte begreifbar – am authentischen Ort einer bahnbrechenden Erfindung.
www.museum-eberswalde.de

Weitere bedeutende Orte der Industriekultur in Brandenburg stellt die Webseite www.industriekultur-brandenburg.de vor. ■